September 2007

Ein Intipark im Winter

Der Boden ist gefroren. Du stehst auf einem Feldweg, der von Geländefahrzeugen aufgewühlt ist und jetzt harten, groben Untergrund bietet. Du trägst Stiefel, eine feste Hose, ein Holzfällerhamd. Deine Körperwärme wird von einer Mütze geschützt. Du ziehst Handschuhe aus deiner Jacke und ziehst sie an.

Du beginnst, dem Weg zu folgen. Kleine Pfützen knirschen hohl, wenn du darauftrittst. Dein Atem hinterlässt eine dichte Wolke in der Luft. Die Landschaft ist kahl, hier und da ein paar vereinzelte Baumgruppen.

Dein Rucksack wiegt zirka acht Kilo. Du hast ein 20-m-Seil dabei, eine kleine Machete, ein Benzinfeuerzeug, einen Klappspaten, einen Trockenbrennstoffkocher, eine Alutasse, ein paar Brühwürfel und noch ein paar Kleinteile. Der Weg überquert einen kleinen Bachlauf, der nicht zugefroren ist und leise gluckert. Du beschliesst, den sicheren Weg zu verlassen und dem Bach zu folgen.

Du musst hohe Büschel trockener Brennnesseln zur Seite schieben und hindurchtreten. Zu beiden Ufern des Bachlaufs liegt Ödland. Schliesslich wird das Wasser etwas breiter und tiefer und steht hier fast: An der Oberfläche bildet sich schon Eis. Der Bach gabelt sich. Du kannst versuchen, über das Wasser zu springen, um das mit trockenem Schilf bestandene Stück Land in der Mitte zu erreichen.

Da siehst du einen Pfahl ein paar Schritt entfernt auf dem Boden liegen. Du schleppst ihn zur Gabelung, richtest ihn auf deinem Ufer auf und lässt ihn fallen. Er erreicht gerade eben das jenseitige Ufer und bildet nun eine wacklige, abschüssige Brücke. Du machst einen Schritt, setzt den Fuss in die Mitte des Pfahls, machst einen weiteren Schritt und gelangst heil aufs andere Ufer.

Du beginnst, mit deiner Machete einen Arm voll des trockenen Schilfs abzuschneiden. Was dir jetzt noch fehlt, ist ein langer, stabiler Stock. Du findest einen umgestürzten Baum, von dem du mit der Machete einen passenden Ast abhackst.

Die Sonne geht langsam unter, es wird kälter und dämmrig. Nebel steigt langsam auf. Du kehrst zur Bachgabelung zurück, wo das Wasser unter dem Eis tief und ruhig aussieht. Du musst schnell handeln. Du versuchst, mit deinem Feuerzeug das Schilfbündel zu entzünden. Es brennt schlecht, du musst es dichter packen. Schliesslich bekommst du ein paar ordentliche Flammen zustande, lässt das Bündel in deiner Hand durchbrennen und wirfst es dann auf das dünne Eis. Du greifst dir deinen Stock und stösst ihn neben dem brennenden Schilf durch das Eis tief ins Wasser, bis du den Grund spürst.

Du stocherst im morastigen Grund herum, bis sich eine ordentliche Menge Methan unter der Eisoberfläche gesammelt hat. Du ziehst den Stock heraus, und jetzt tritt das Sumpfgas durch die Öffnung aus, entzündet sich am brennenden Schilf und fackelt in Eruptionen ab. Du stehst am Ufer auf deinen Stock gestützt und bewunderst das Schauspiel.

  • Last modified: 7 years ago
  • by peter